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Herzog Břetislav I. von Böhmen (Přemysliden)

Herzog Břetislav I. von Böhmen (Přemysliden)

männlich - 1055

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  • Name Břetislav I. von Böhmen (Přemysliden) 
    Titel Herzog 
    Geschlecht männlich 
    Titel (genauer) ab 1035  Fürstentum, Herzogtum, Königreich Böhmen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Herzog von Böhmen 
    Tod 10 Jan 1055  Chrudim Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    • Břetislav starb bei einem Besuch in Chrudim.
    Beerdigung Veitsdom, Prag Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    • Er wurde im Prager Veitsdom beigesetzt.
    Personen-Kennung I1841  Reise in die Geschichte / Journey into the history / Voyage dans l'histoire | Stammler Manfred - Vorfahren, Zwyer Katharina - Vorfahren
    Zuletzt bearbeitet am 23 Aug 2023 

    Vater Herzog Oldřich (Ulrich) von Böhmen (Přemysliden)   gest. 9 Nov 1034 
    Mutter Božena (Beatrice)   gest. 1052 
    Familien-Kennung F2178  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Herzogin Judith von Schweinfurt,   geb. 1003   gest. 2 Aug 1058, Ungarn Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 55 Jahre) 
    Eheschließung zw 1021 und 1029  Olmütz Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Kinder 
     1. König Vratislaw II. (Wratislaw) von Böhmen (Přemysliden),   geb. 1035   gest. 14 Jan 1092 (Alter 57 Jahre)
    Familien-Kennung F1652  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 26 Okt 2017 

  • Ereignis-Karte
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    Pin-Bedeutungen  : Adresse       : Ortsteil       : Ort       : Region       : (Bundes-)Staat/-Land       : Land       : Nicht festgelegt

  • Fotos Mittelalter
    Břetislav-Böhmen-Entführung
    Břetislav-Böhmen-Entführung
    Břetislav entführt Judith von Schweinfurt aus dem Kloster. Aus der Pariser Handschrift der Dalimil-Chronik, 14. Jahrhundert.

  • Notizen 
    • Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Břetislav_I. (Okt 2017)

      Břetislav I. (* um 1005; † 10. Januar 1055 in Chrudim) war ab 1035 Herzog von Böhmen aus dem Geschlecht der Přemysliden.

      Aufstieg
      Břetislav I. war ein unehelicher Sohn von Herzog Oldřich. Obwohl dieser später Břetislavs Mutter, die Bauerntochter Božena (auch Beatrice genannt), heiratete, blieb die Ehe eine Mesalliance. Břetislav konnte lediglich auf den Fürstenstuhl kommen, weil keiner der Brüder seines Vaters Nachkommen hatte. Nach dem Chronisten Cosmas von Prag begegnete Oldřich Božena etwa 1002 in Postoloprty. Es ist aber zu vermuten, dass er sie bereits vor 1002 heiratete.

      Břetislav wird von Cosmas das erste Mal zum Jahr 1021 erwähnt. Er soll seine spätere Frau Judith von Schweinfurt, die Tochter Heinrichs von Nordgau, aus einem Nonnenkloster in Schweinfurt entführt haben. Nach der Rückkehr ließen sich Břetislav und Judith in Mähren nieder. Sein Herrschersitz wurde Olomouc. Er baute dort neue Burgen. In Olomouc wurde auch sein erster Sohn Spytihněv geboren.
      Ab 1029 war Břetislav daran beteiligt, die Polen zu vertreiben, die große Teile von Mähren besetzt hielten. Diese Offensive wurde begünstigt durch den gleichzeitigen Angriff Jaroslaws von Kiew auf Polen. Břetislavs Erfolg in Mähren trug maßgeblich zur vorübergehende Stabilisierung des böhmischen Fürstentums unter seinem Vater Oldřich bei. Břetislav erhielt Mähren als Teilfürstentum und versuchte 1031, auch in der südlichen Slowakei Gebiete zu besetzen, dies jedoch ohne dauernden Erfolg.

      Nachdem sein Vater im Sommer 1033 auf Befehl des Kaisers Konrad II. gefangen genommen worden war, sollte Břetislav mit Mähren belehnt werden. Von dort wurde er jedoch durch Oldřich vertrieben, nachdem dieser 1034 aus der kaiserlichen Gefangenschaft freigelassen worden war. Der Grund für die Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn ist nicht mehr zu ermitteln. Man vermutet, dass der junge Fürst auf der Seite seines Onkels Jaromír stand, den Oldřich hatte blenden und einkerkern lassen. Am 9. November 1034 starb Oldřich. Jaromír verzichtete zu Gunsten seines Neffen Břetislav darauf, die Nachfolge seines Bruders anzutreten. Ein Jahr später, am 4. November 1035, wurde Jaromír vermutlich von Angehörigen des konkurrierenden Geschlechts der Vršovci ermordet.

      Auseinandersetzungen mit Polen und dem Reich
      Im Jahr 1035 kämpfte Břetislav an der Seite des Kaisers gegen die Liutizen, die die heute nicht mehr existierende Burg Werben in der Altmark überfallen hatten. Überhaupt band er sich zunächst eng an das Reich, wobei er wohl von der Herkunft seiner Frau profitierte. Im gleichen Maß wie sich Böhmen unter Břetislav stabilisierte, verschlimmerte sich die Krise Polens. Břetislav nutzte diese Lage. Im Sommer 1039 führte er einen Raubzug nach Polen. Die meisten Burgen ergaben sich kampflos. Er ließ Krakau und andere Städte plündern und eroberte Ende Juli Gnesen. Der Kriegszug wurde außer von vielen Adligen auch von einem Teil der Kirchenfürsten begleitet, unter anderem vom Prager Bischof Šebíř. Nach dem Öffnen des Grabes von Adalbert (tschechisch Vojtěch, polnisch Wojciech), ließ der Fürst die Břetislav-Dekrete verlesen, die den Toten zur freiwilligen Rückkehr nach Böhmen bewegen sollten. Gemeinsam mit den Gebeinen Vojtěchs nahm er auch die sterblichen Überreste seines Stiefbruders Radim-Gaudentius mit, des ersten Erzbischofs von Gnesen. Vermutlich war die Inbesitznahme der Reliquien der eigentliche Grund des Feldzuges; gleichzeitig schwächte er durch die Besetzung Schlesiens, Gnesens und Mährens die Macht Polens. Mit Hilfe der Reliquien sollte Prag von einem Mainzer Suffraganbistum zum eigenen böhmischen Erzbistum aufgewertet werden und die Nachfolge Gnesens antreten. Entsprechende Pläne wurden mit einer Gesandtschaft nach Rom verfolgt, stießen aber auf erbitterten Widerstand des Mainzer Erzbischofs.

      Kaiser Heinrich III. schloss sich dieser Haltung an. Zudem verlangte er die Freigabe Polens, bei dem es sich wie bei Böhmen um ein Vasallenfürstentum des Reiches handelte, und einen hohen Straftribut, den Břetislav nicht zu zahlen bereit war. 1039 konnte Břetislav einen Feldzug noch abwenden, indem er seinen Sohn Spytihněv dem Kaiser als Geisel übergab. 1040, nachdem Břetislav keine Einsicht zeigte, brach Heinrich III. dann doch zum Feldzug gegen Böhmen auf. Der Angriff erfolgte im August. Der erste Teil der Armee sollte mit Heinrich von Cham aus über Taus einmarschieren. Kern dieser Truppen waren Bayern und Hessen. Sachsen unter der Führung des Markgrafen Ekkehard II. von Meißen sollten über Nordböhmen einmarschieren. Heinriich stieß bald auf böhmische Befestigungen, die seinen Vormarsch zum Stocken brachten. Am 22./23. August versuchte Heinrich vergeblich, diese Befestigungen zu überwinden, und zog sich nach verlustreichen Kämpfen um den Neumarker Pass, in denen er auch seinen Bannerträger Werner mit der gesamten Vorhut verlor, wieder nach Bayern zurück. Auch Otto von Schweinfurt, der kurz darauf mit frischen Soldaten zum Kaiser stoßen sollte, war auf seinem Weg nach Böhmen in verlustreiche Kämpfe verwicickelt worden. Ekkehard hatte es im Norden einfacher. Ihm gelang es, Prkoš, den Kastellan von Bilin, zu bestechen, der sich ihm entgegenstellen sollte. Ekkehard kam bis tief in das Innere des Landes, musste sich aber dann doch zurückziehen. Prkoš wurden für seinen Verrat die Augen ausgestochen und die Hände und Füße abgehackt. Anschließend wurde er in einen Fluss geworfen.
      Der Feldzug hatte zu Verlusten auf beiden Seiten geführt. Im Frühjahr 1041 schickte Břetislav Gesandte zu Heinrich. Die Verhandlungen blieben offenbar erfolglos, denn ein kaiserliches Heer marschierte im Spätsommer erneut in Böhmen ein, diesmal mit mehr Erfolg. Am 8. September standen die Truppen vor Prag. Am 29. September 1041 ergab sich Břetislav und musste sich im Oktober in Regensburg dem Kaiser unterwerfen. Die Bedingungen, die Břetislav erfüllen musste, waren vergleichsweise milde: Er durfte Schlesien, Mähren und die Gebeine Adalberts behalten, wurde sogar offiziell mit Mähren belehnt, das ab diesem Zeitpunkt nahezu unangefochten im böhmischen Staatsverband blieb. Im Gegenzug musste Břetislav an Polen aber Entschädigung zahlen, Gefangene freilassen und Geiseln stellen. Ein Grund für die milde Behandlung dürften Umwälzungen in Ungarn gewesen sein, bei denen der reichsfreundliche König Peter Orseolo vertrieben worden war. Heinrich III. brauchte Böhmen als Pufferzone gegen Ungarn.

      Einigung mit Polen
      Břetislav kam in den folgenden Jahren seinen Verpflichtungen als Vasall des Kaisers nach. Im Sommer 1042 nahm er an einem Feldzug Heinrichs gegen die Ungarn teil. Der nach dem Sieg eingesetzte neue ungarische König konnte sich allerdings nicht llange halten. 1050 scheint es zu erneuten Konflikten mit Polen gekommen zu sein, in deren Verlauf der polnische König Kasimir einen Teil des 1041 Böhmen zugesprochenen Landes wieder in seinen Besitz bringen konnte. 1044 und 1051 war Břetislav aan weiteren Feldzügen nach Ungarn beteiligt. Den dritten Feldzug 1054 bereitete er mit vor, nahm aber nicht mehr an ihm teil. Noch zu Lebzeiten Břetislavs versuchte Heinrich, den andauernden Streit zwischen den Vasallenreichen Polen und Böhmen zu schlichten. Während des Pfingstfestes 1053 setzte Heinrich in Quedlinburg durch, dass Breslau und andere Burgen an Polen zurückgegeben wurden. Polen musste dafür an Böhmen jährliche Abgaben leisten. Die genaueren Bedingungen dieses Abkommens sind unbekannt.
      Innenpolitisch organisierte Břetislav Böhmen neu und baute eine Verwaltung auf, die sich an den Burgbezirken orientierte, ordnete das Münzwesen und erließ zahlreiche Gesetze, unter anderem eine Erbfolgeordnung, mit der das Prinzip des Seniorats eingeführt wurde. Břetislav bestimmte seinen ältesten Sohn Spytihněv zum Nachfolger, die jüngeren Söhne Vratislav, Konrad und Otto erhielten Teilfürstentümer.